ein Interview mit Dr. Randoll
Das Magazin der Lebenshilfe führte anlässlich eines Matrix-Rhythmus-Therapie Seminars für die Mitarbeiter:innen in der Förderstätte und Wohnheim Altenmarkt ein Interview mit Dr. Randoll. Dort leben Menschen mit einer sogenannten Schwerst-Mehrfachbehinderung. Matrix-Rhythmus-Therapie wird bei Lebenshilfe Traunstein seit über 10 Jahren angewendet. Die Initiative ging damals vom damaligen 1. Vorsitzenden Peter Bantlin aus. Die Geräte wurden und werden immer noch über Spenden finanziert. Dr. Randoll schulte in diesem Jahr die Anwender wieder persönlich und beantwortete für das Magazin Fragen zur Matrix-Rhythmus-Therapie
Wie kamen Sie zur Matrix Rhythmus Therapie?
Als ich in der Abteilung für Mund Kiefer Gesichtschirurgie an der Universität Erlangen 1989 begonnen habe als Assistenzarzt, wurde ich sehr früh mit nicht heilenden Wunden und Schmerzpatienten sowie onkologischen Patienten, das heißt Tumorpatienten konfrontiert.
Sehr früh wurde mir klar, dass alle Heilungsmechanismen mit der Mikrozirkulation zu tun haben. Bereits damals sagte ich, wenn ich die Mikrozirkulation beherrsche, beherrsche ich die chronischen, degenerativen Erkrankungen.
Offensichtlich wurde mir, dass die Heilungsprozesse eine Frage der zellbiologischen Regelungsebene sind, weshalb ich damals in die hochauflösende Videomikroskopie eingestiegen bin. Ich konnte in die Bereiche der Elektronenmikroskopie sehen mit dem Unterschied das alles nicht abgestorben, sondern lebendig und dynamisch sichtbar war. Es war für mich eine vollkommen neue Forschungsqualität.
Dr. Randoll beim Seminar in der Förderstädte und Wohnheim Altenmarkt der Lebenshilfe Traunstein
In Konsequenz bin ich dann zu den Physiotherapeuten gegangen, denn sie sind eigentlich für die Mikrozirkulation verantwortlich: Sie arbeiten im Rahmen der physikalischen Medizin mit den verschiedensten Frequenz Systemen (elektrisch, mechanisch, magnetisch). Nachdem ich gesehen habe, dass die ganzen Geräte nicht auf der Basis von physiologischen Schwingungen, sondern meistens mit Frequenzen die nichts mit natürlichen Frequenzen zu tun haben, habe ich dann die Matrix Rhythmus Therapie, eine resonanzbasierte Mikroextensionstechnik, welche das muskelzittern simuliert, entwickelt.
Damit war ich im Trend der Zeit, denn Albert Einstein gab mir zu denken mit seinem Zitat: „Die Medizin der Zukunft wird eine Medizin der Frequenzen sein.“
Können Sie uns etwas zur grundsätzlichen Philosophie sagen, die sozusagen hinter der Matrix Rhythmus Therapie steht?
Grundsätzlich kann man sagen, dass Leben aus Prozessen besteht, denn ohne Rhythmen definieren wir den Tod. Das heißt, dass alle Krankheiten Prozessstörungen, die auf verschiedenst interagierenden hierarchischen Ebenen stattfinden können, sein müssen. Heilung bedeutet also dieses systemische Missmanagement pathophysiologisch ablaufender Prozesse in solche Rahmenbedingungen zu bringen, dass alle Funktionen wieder physiologisch ablaufen können. Ich brauchte also einen synchronisierend wirkenden Taktgeber, analog einem Dirigenten im Orchester, wenn die Musiker falsch spielen, oder nur noch vor Entkräftung herumsitzen, der über synchronisierende Zeitmuster die regenerierenden Heilungsprozesse in Gang setzt.
Es ist also die ermöglichte Selbstorganisation, die sich um die Heilungsprozesse kümmert. In Schieflage geratene „Stehaufmännchen“ werden entlastet, sodass sie wieder aufstehen und elastisch schwingen können.
Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen der Matrix-Rhythmus-Therapie zugrunde?
Es sind Erkenntnisse aus der Physiologie, denn diese Wissenschaft beschreibt die Logik der Lebensprozesse. Aus der Physiologie entwickeln wir Arbeitshypothesen, die wir dann als Therapiegrundlage nutzen. Offensichtlich für jeden für uns ist die Tatsache, dass Lebensprozesse sich rhythmisch äußern wie zum Beispiel durch Herz-, Atem-, Hirnrhythmen aber auch durch das Muskelzittern, die Muskelrhythmik. Den Tod definieren wir als Stillstand der Rhythmen. So ist unser Körper vergleichbar mit einem Orchester und wenn die Musiker nicht mehr spielen, hört man nichts mehr und es bewegt sich auch nichts mehr. Leben, Tod, Gesundheit und Krankheit ist also eine Frage einzelner Zellulärer Einheiten; ob und wie sie zusammenarbeiten.
Stimmen die zellulären Rhythmen, so stimmen auch die daran gekoppelten Flüssigkeitstransporte: die makroskopisch spürbaren Pulswellen des Herzmuskels, bis hin zu den nur im Mikroskop sichtbaren zellulären Mikroprozessen, wo man sieht, wie einzelne Muskelzellen sich umspülen, um die Ver- und Entsorgung zu garantieren, analog den Fischen in einem See.
Stimmt die „Logistik“ nicht, passen sich die Zellen und Fische an nicht optimales Milieu an und so entstehen über Prozessentgleisungen Symptome, die nach einer Zeit makroskopisch auch beispielsweise im Röntgenbild sichtbar werden. Vorher fühlt man vielleicht nur Schmerzen als Warnsignal Lebensgewohnheiten zu ändern, oder man wird z.B. über die Jahre immer mehr Bewegungseingeschränkt, erst Gelenke und plötzlich der ganze Körper.
Lebensprozesse äußern sich rhythmisch
Die Rahmenbedingungen sind also entscheidend, ob wir gesund bleiben oder krank werden. Nur in gesunden, physiologischen Rahmenbedingungen spielen wir dauerhaft die Symphonie der Gesundheit, bleiben leistungsfähig, kreativ und können uns entfalten.
Da wir Produkte der gleichen Evolution sind, gibt es menschenübergreifende Rhythmen, wie zum Beispiel den Tag/Nacht Rhythmus, Mondrhythmus, aber auch den Muskelzitterrhythmus vom Ruhetremor, den jeder in verstärkter Form vom Kältezittern oder auch Schüttelfrost bei Fieber her kennt. Diese Erkenntnis, dass wir Menschen als kleines Orchester im universellen Mitspielen, ist die Basis der Resonanzmedizin im Rahmen der regenerativen Medizin.
Mitarbeiter der Lebenshilfe Traunstein frischen ihre Kenntnisse in der Theorie und Praxis auf.
Muskelzellen synchronisieren sich beim Zittern im Bereich 8 -12 Hz, fördern den Lymphatisch-Venösen Rückstrom zum Herzen, um den Weg freizumachen für frisches, regenerierendes arterielles Blut. Es war der theoretische Ansatz zur Entwicklung einer physikalischen Therapie, die verschobene, pathologische Zeitmuster über physiologische Resonanzfrequenzen (8 -12 Hz) harmonisiert.
Mit logarithmischen Zeitmustern der Fibonacci Reihe therapiert der Behandler pathophysiologische Prozesse des Körpers und bringt ihn systemisch in „gute Stimmung.“
Können Sie uns die Funktions- und Wirkungsweise des Matrixmobils – quasi dem Handwerkszeug der Therapie erläutern?
Dr. Randoll: Mit der Matrix-Rhythmus-Therapie werden verschobene Rhythmen, Zeitmuster, und die daran gekoppelten biochemischen Prozesse mit einem Behandlungsgerät, dem Matrixmobil, welches das physiologische Muskelzittern vorgibt, wieder eingetaktet.
Das Matrixmobil® fungiert als verlängerter Arm (oder gewissermaßen als vibrierender Daumen) des Osteopathen zu seiner Entlastung.
Statt, dass Sie das Muskelzittern wie bei der in seit Jahrhunderten und in vielen Kulturen bekannten Vibromassage selbst zu erzeugen, wird dies geräteseitig übernommen.
Das Handling vom Matrixmobil
Der Matrixmobil®-Applikator sollte gezielt und entschlossen eingesetzt werden, entsprechend der angenommenen Arbeitshypothese.
Die Schwingungsfrequenz der Matrix-Rhythmus-Therapie deckt sich mit der natürlichen Schwingungsfrequenz der Muskulatur. (Schlüsselbegriffe: Synchronisation, Entrainment)
Halten Sie den Applikatorgriff eher oben (am Kopf) als unten – mit einer kürzeren Hebelwirkung ist der Effekt sanfter und dringt schneller ein. Nicht verkrampfen. Halten Sie den Applikator entspannt und lösen Sie sanft Mikrodehnungen des Gewebes aus.
Am besten übt sich die praktische Anwendung gegenseitig.
Das Matrixmobil® koppelt seine Energie langsam in das Gewebe ein. Es sollte langsam bewegt werden. Denken Sie an die langsamen Bewegungen und Geräusche eines Fischerbootes, sowie die Wellen auf und im Meer. Nicht über die Haut fahren wie beim Bügeln eines Hemdes! Erzeugen Sie spiralförmige Wellen, die bis in die Tiefe des Gewebes vordringen.
Tasten Sie mit der anderen Hand nach „Kontraktionsknoten“ oder Verhärtungen im Gewebe. Finden Sie die „Nüsse im Pudding“. Und dehnen Sie das Gewebe gleichzeitig sanft, um den Prozess der Mikroextension zu fördern.
Führen Sie den Applikator mit beiden Händen gleichmäßig und koordiniert. Eine einfühlsame Form des Kontakts mit dem Körper, ein sanftes „sich Hineinfühlen“, weckt das Vertrauen des Patienten. Der Patient wird dazu gebracht, mehr „loszulassen“. Arbeiten Sie gleichzeitig in einem diagnostischen und therapeutischen Modus, indem Sie die Amplitude und Frequenz der angewandten Vibrationen modulieren. Gleichzeitig testen Sie den Bewegungsumfang (ROM).
Um Hautreizungen und Rötungen zu vermeiden, sollten Sie die Therapie nicht zu lange an einer Stelle anwenden. Verwenden Sie ein wenig Babypuder auf der Haut, wenn Haare oder verschwitzte Haut reizen.
Wichtig für den Erfolg der Behandlung mit der Matrix-Rhytmus-Therapie
Kenntnisse in den Bereichen Anatomie, Osteopathie, Manualtherapie, spiral-dynamische Therapie, Physiologie und Psychologie sowie Erfahrung in der Physiotherapie sind für den Therapeuten sehr wertvoll. Wie eine Landkarte für einen Taxifahrer.
Bei der Vergrößerung der Amplitude wird der Kopf des Applikators oft zu weit (zum Apex hin) gedreht. Dadurch geht die vertikale Komponente der therapeutischen Wirkung verloren. Ähnlich wie beim Aufstreichen von Butter auf Brot kann es zu einer leichten Drehung des Winkels zur Brotoberfläche kommen, aber das Messer wird nicht umgedreht.
Bei welchen Indikationen generell ist die Matrix-Rhythmus-Therapie angesagt?
Dr. Randoll: Bewährt hat sich die Matrix-Rhythmus-Therapie in allen Fällen, bei denen die Symptome durch eine gestörte Mikrozirkulation verursacht sind. Vor allem in der peri-operativen unfallchirurgischen Versorgung, in der Rehabilitation, in der Schmerztherapie sowie bei chronischen Erkrankungen des Nerven-, Stütz- und Bewegungssystems. Zu den Indikationen zählen: Muskuloskelettale Beschwerden, wie zum Beispiel Frozen Shoulder, Tennisarm, Karpaltunnelsyndrom, verminderte Range of Motion, Skoliose, Nacken-, Rücken-, Ischias-, Kopf- und Kieferschmerzen, CMD, Arthritis und Arthrose, Fersensporn, Diabetischem Fußsyndrom, Polyneuropathie, Narben, nichtheilende Wunden, sowie vegetative Dystonien und Atembeschwerden.
Auch zahlreiche Spitzensportler haben diese Therapie schon früh für sich entdeckt. Für viele ist sie noch die Geheimwaffe, über die man ungern offen spricht. Einsatz findet sie nicht nur bei akuten Beschwerden oder Verletzungen, sondern auch für Verletzungsprävention, und Leistungssteigerung.
Nicht nur Menschen, sondern auch ihre vierbeinigen Freunde profitieren von der Matrix-Rhythmus-Therapie. Pferde werden zum Beispiel bei Problemen mit Rücken, Sehnen, Muskeln, Narben oder schlecht heilenden Wunden erfolgreich damit behandelt. Auch in der Kleintierpraxis hat man gute Erfahrungen gemacht. Hunde vor allem sind hier dankbare Patienten.
Das Interview wird ja anlässlich eines Seminars für die Mitarbeiter:innen in der Förderstätte und Wohnheim Altenmarkt durchgeführt. Dort leben Menschen mit einer sogenannten Schwerst-Mehrfachbehinderung. Welche Chancen sehen Sie speziell für diesen Personenkreis bei der Anwendung der Matrix Rhythmus-Therapie?
Menschen mit Schwerst- und Mehrbehinderungen sind komplex erkrankt und benötigen deshalb systemische und lokale Behandlung. Beides ermöglicht das Matrixmobil. Sie benötigen ein psychoneuromuskuläres Reset. Im Fokus stehen dabei im Wesentlichen:
- die Empathie,
- der sympatho-vagale Ausgleich durch Therapie des Grenzstrangs mit Plexus Sympathicus, Brachialis und Lumbalis,
- das Nervensystem mit seinen sensorischen und motorischen Anteilen,
- das Herz-Skelettmuskelkreislaufsystem für Mikro- und Makrobewegungung sowie die Logistik.
Über die Segementanatomie werden auch die inneren Organe erreicht. Lokal wirkt die rhythmische Mikroextension Schmerz-, Bindegewebs- und fascienlösend sowie Weichteilverlängernd. Wie die jahrelange Praxis zeigt, ist gerade für diesen Personenkreis, der systemisch wirkende, regenerative Therapiezugang so wichtig.
Hier finden Sie das veröffentlichte Interview in dem Magazin der Lebenshilfe Traunstein – Miteinander leben – Ausgabe 1/2024
Dr. Ulrich G. Randoll ist Arzt in Forschung und Praxis (Matrix-Center) in München. Im Rahmen mehrerer Forschungsprojekte (1989 –1997 Abt. für Kieferchirurgie und Unfallchirurgie der Universität Erlangen) hat er an zellbiologischen Fragestellungen der Zelldifferenzierung und Dedifferenzierung gearbeitet. Sein Augenmerk richtete er von der zelleigenen Rhythmik videomikroskopischer Betrachtung auf die körpereigene Rhythmik. Aus dem Blickwinkel kohärenter Felder entwickelte sich die Grundlage der Matrix-Rhythmus-Therapie (MaRhyThe), eine tiefenwirksame, rhythmische Mirkoextensionstechnik. Mit der Konstruktion des „Matrixmobil“ wurde in der Folge die Klinische Umsetzung in die Praxis des Alltags realisiert.