Verbesserung der Haltung und Beweglichkeit bei Skoliose

Matrix-Rhythmus-Therapie bei Skoliose

Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäule dreidimensional verbogen und verdreht. Dadurch werden die Ausmaße der Körperbewegungen im Seitvergleich unterschiedlich. Auffällig ist die Beobachtung, dass die Wirbelsäulenverkrümmung meistens während eines Wachstumsschubs auftritt bzw. sich verschlimmert.

Nachdem laut derzeitiger Literatur in 80 bis 90 Prozent der Fälle die Entstehung einer Skoliose noch unklar ist, sind wir diesem Gedanken nachgegangen und haben die aus dem Matrix-Konzept (Universität Erlangen 1996) hervorgegangene Matrix-Rhythmus-Therapie, welche sich bis auf die Stoffwechselebene einzelner Zellen im Körper auswirkt, an Skoliosepatienten angewendet.

Die lebenslange Wechselwirkung von Knochen und Muskeln

Aus den zellbiologischen mikroskopischen Gegebenheiten resultieren die makroskopischen Bewegungs-, Haltungs- und Struktureigenschaften. Knochen und Muskeln stehen lebenslang miteinander in Wechselwirkung. Knochen sind generell von Weichteilen umgeben, werden von Agonist und Antagonist verspannt und im dynamischen Gleichgewicht gehalten. Dieses dynamische Spannungsgleichgewicht interagiert lebenslang mit psychischen, physischen und gravitativen Kräften.

Skoliose Behandlung
Wächst während eines Wachstumsschubs die Wirbelsäule schneller als die umgebenden Weichteile, d.h. die paravertebrale Muskulatur einschließlich Faszien etc., so geraten diese immer mehr unter Zugspannung. Diese Stauchung durch innere Zugkräfte wirkt auf die Wirbelkörper und Bandscheiben als erhöhter Druck. Ab einer gewissen Schwelle weicht die Wirbelsäule dem Wachstumsdruck nach der nachgiebigsten Seite aus. So entstehen die konkaven Ausweichungen nach links, rechts, diagonal, vorne oder hinten. Die Wirbelkörper werden dabei durch Torsionskräfte gedreht und die Dornfortsätze kippen zur konvexen Körperseite ab. Die manchmal auftretenden Veränderungen an Wirbelkörpern (Keilwirbel) können demnach als strukturelle Anpassungen an chronisch anhaltende Fehlfunktion gesehen werden.

Rhythmische Mikro-Extension dehnt Muskulatur

Die Matrix-Rhythmus-Therapie ist eine mechano-magnetische rhythmische Mikroextensionstechnik, welche die Skelettmuskulatur in ihrem Eigenrhythmus (8-12 Hz = Muskelzittern) in Schwingung versetzt. Die Anwendung erfolgt mit dem Matrixmobil, einem speziellen Therapiegerät, welches aus klinikgekoppelter Grundlagenforschung in den 90er Jahren an der Universität Erlangen hervorgegangen ist.

Als Resultat wird die zelluläre Ver- und Entsorgungssituation (Logistik) verbessert, was in Summe auf der makroskopischen Ebene als verbesserte Elastizität und somit Gesamtbeweglichkeit sichtbar wird. Durch die gezielte therapeutische Einwirkung auf die Muskelspindeln und den Golgi-Sehnenapparat werden nervale Kontraktionssignale, welche schlussendlich zu muskulären Kontrakturen führen, ausgeschaltet und so auch die Muskulatur seitens des Nervensystems relaxiert.

Therapiekopf in Aktion: Jeder Wirbelkörper ist dreidimensional durch die Muskulatur (aktive Kontraktionselement) fixiert. Die Pfeile zeigen die Richtung an, in welche die Muskulatur dem Wachstumsschub nicht mehr nachgekommen ist und zu kurz geblieben ist. Therapeutisch müssen alle neuromuskulären Einheiten in dieser Raumrichtung bis in die tiefsten Schichten verlängert werden, da sie alle davon betroffen sind. Genau das macht der oszillierende Schwingkopf des Matrixmobils.

Allgemeine Auffälligkeiten bei Skoliosepatienten:

  • Augenscheinlich sind die Asymmetrie des Rumpfes sowie die Beweglichkeitseinschränkung der Wirbelsäulentorsion, WS-Beugung und WS-Streckung.
  • Endgradig ist die Muskulatur bereits in Normalposition stark unter Spannung (verkürzte Muskulatur).
  • Die Weichteile zeigten klare Trigger-, und Tenderpoints.
  • Die Kinder waren sehr willensstark.
  • Es zeigte sich eine verschobene Sympatho-vagale Balance, d.h. ein stressbetontes Leben teils mit Schlafstörungen und Obstipation wie bei CP Kindern.
  • Auffällig waren die Zahnfehlstellungen, Anomalien im Ober- und Unterkiefer, massive okklusale Abriebe sowie Hypertonus auch der Kaumuskulatur.
  • Die Kinder wirkten nicht ausgeglichen, sondern eher emotional unter Druck.

Aktueller Fallbericht

In etwa 15 zweistündigen Sitzungen wurde der Metabolismus und somit die periartikukläre Muskulatur der Wirbelsäule sukzessiv mittes Matrix-Rhythmus-Therapie verbessert und so gelockert – Aufnahme vom 26.03.2015

Im vorliegenden Beispiel musste die Patientin bereits kurz nach Geburt wiederholten Operationsstress, welcher teils bis zur Todesangst ging, aushalten. Bei Therapiebeginn ließ sich die Patientin kaum berühren, sie war eingeschüchtert und verschlossen. Hänseleien und Mobbing spürte sie jahrelang außer im behüteten häuslichen Umfeld, täglich. Die gesamte Rückenmuskulatur einschließlich Psoasmuskulatur zeigte sich verkürzt, verhärtet und schmerzhaft (Lumbale Hyperlordose). Die Wirbelsäulensegmente waren gegeneinander praktisch unbeweglich. Die Kopfdrehung war sowohl nach links als auch rechts massiv eingeschränkt. Der Hals war hyperlordosiert.

In etwa 15 zweistündigen Therapiesitzungen wurde der Metabolismus und somit die periartikuläre Muskulatur der Wirbelsäule sukzessiv mittels Matrixmobil verbessert und so gelockert. Gleichzeitig liefen intensive Gespräche im Sinne der Hypnotherapie mit der Patientin sowie manuelle Mobilisation der Wirbelsäule erst passiv und dann aktiv. Häuslich übte die Patientin täglich.

Innerhalb von 3 Monaten hat sich die Wirbelsäule der Patientin um ca. 3 cm. getreckt. Die Gesamtrotation hat sich verbessert – Aufnahme vom 05.07.2015 (Siehe auch Vergleich Rückenkontur auf den Bildern)

Innerhalb von 3 Monaten hat sich die Wirbelsäule der Patientin um ca. 3 cm gestreckt und die Gesamttorsion einschließlich Kopfdrehung verbessert. (siehe Rückenkontur im Vergleich auf den Bildern). Die Halswirbelsäule ist „entlordosiert“, sodass das Kinn problemlos das Brustbein erreicht. Der Lippenschuss und die Atmung haben sich deutlich verbessert. Sowohl Verdauung als auch Schlafqualität haben sich verbessert. Die Patientin fühlt sich ausgeglichener als früher.

Diskussion

Bei Skoliosepatienten wirken im Rechts-links-Vergleich einseitig verhärtete Muskeln als Resultat von Traumen, Stoffwechselstörungen oder Training vor allem im frühen Kindesalter wachstumsbeeinflussend.

Unsere Beobachtungen auch aus jahrelanger Therapie von CP Kindern zeigen, dass nicht ausreichende Nachgiebigkeit (wachsende Spannung) der Muskulatur einschließlich Bändern, Sehnen und Faszien während eines Wachstumsschubs wirksam wird und eine Ursache für die Skoliose ist. Auch ein Baum wächst schief, wenn einseitig der Wind weht oder man ihn an einer Seite festhält. Das heißt die muskulären Funktionseigenschaften bestimmen den Tonus sowie das Muskeltonus-Gleichgewicht zwischen Agonist und Antagonist und die resultierende Haltung sowie Bewegungsradien. Bereits kleine Unterschiede können dabei eine große Rolle spielen. Knochen und Zähne stellen sich entsprechend dem biologischen Gesetz der funktionellen Anpassung immer ins Muskeltonus-Gleichgewicht zwischen Zunge und Wange. Körperliche und psychische Stimmungslagen werden wesentlich bestimmt durch psychische Einflüsse, insbesondere nachts (Traum-Schlafqualität), sowie aktive körperliche Arbeit am Tag. Wie unterschiedlich ein Körper auf unterdrückende oder fördernd-aufrichtende Reize der Mitwelt reagiert, ist jedem bekannt.

Denkt man präventiv, so ist insbesondere während des Wachstums auf diese systemischen Zusammenhänge zu achten, da sonst aus Fehlhaltungen dauerhafte Fehlstellungen resultieren.

Autor: Dr. med. Ulrich G. Randoll  (Erstveröffentlichung im Delphin Netzwerk)