von Veronika Stricker-Lindlbauer
Ich habe meine Ausbildung zur Physiotherapeutin im Jahre 2000 abgeschlossen und arbeite seit 2003 hauptsächlich mit Kindern. In diesem Bereich habe ich mich intensiv weitergebildet, u.a. in der Vojta-Therapie, Manualtherapie und der Orofazialen Therapie. 2018 habe ich die Matrix-Rhythmus-Therapie kennengelernt und war sofort begeistert von dieser sanften und doch so effektiven Methode. Nachdem ich bei meinen „erwachsenen“ Patienten mit der Matrix Behandlung gute Erfolge erzielte, überlegte ich mir, wie meine Säuglinge davon profitieren können. Seitdem setze ich die Matrix-Rhythmus-Therapie in der Säuglingsbehandlung ein.
Vorzugshaltung beim Baby
Meine Säuglinge, die zu mir in die Praxis kommen haben vor allem Vorzugshaltungen. Anders ausgedrückt: sie schauen vermehrt zu einer Seite. Die Ursache hierfür liegt meist in der Halswirbelsäule. In schlimmeren Fällen wird es durch eine Verformung des Köpfchens begleitet, weil in den ersten Monaten die Schädelknochen noch sehr weich und formbar sind und die Säuglinge sehr viel auf dem Rücken liegen. Wenn nun ein Kind eine Vorzugshaltung hat, wird der Kopf immer an der gleichen Stelle belastet und verformt sich. Dabei ist wichtig, so schnell wie möglich mit der Säuglingsbehandlung und Elternanleitung zu beginnen und nicht lange abzuwarten, um eine Verformung zu vermeiden.
Fallbeispiele für Matrix-Rhythmus-Therapie in der Säuglingsbehandlung
Dabei ist die einseitige Kontraktion des M. Sternocleidomastoideus ein häufig vorkommender Fall. Der M. Sternocleidomastoideus, auch großer Kopfwender genannt, ist ein zweiköpfiger Skelettmuskel. Jeder Mensch hat zwei Kopfwender, einen rechten und einen linken. Diese verlaufen schräg über den ganzen Hals und enden gemeinsam am Hinterhaupt. Also er setzt an Brustbein und Schlüsselbein an (zwei Muskelköpfe) und im Verlauf vereinigen sie sich zu einem Muskelbauch und enden am Hinterkopf.

Meist ist der M. Sternocleidomastoideus hyperton, d.h. er hat zu viel Spannung und zieht den Kopf zur Schulter der gleichen Seite und dreht ihn zur entgegengesetzten Seite. Deswegen kann ich genau dort mit der Matrix-Rhythmus-Therapie als Unterstützung zur z.B. Vojta-/Bobath Therapie und Manueller Therapie ansetzen und erziele schnellere Behandlungserfolge bei der Säuglingsbehandlung als ohne Matrix-Rhythmus-Therapie.
Dabei genießen die Babys meist die Behandlung mit dem Gerät.
Entwicklungsverzögerung durch Muskelhypotonie

Bei meinem zweiten Patientenbeispiel handelt es sich um einen 5 Monate alten Säugling mit Entwicklungsverzögerung durch Muskelhypotonie. Bei Muskelhypertonie hat der Säugling nicht genug Muskelspannung, dadurch kann er den Kopf nicht altersgerecht heben. Dazu hat das Baby noch eine Kopfvorzugshaltung und er ist ein Spuckkind, was bedeutet, dass er sehr häufig spuckt.
Man sieht auf dem Bild, dass mein kleiner Patient M. in der Bauchlage kaum Gewicht auf die Arme übernimmt, um zu stützen, etwas das er mit 5 Monaten schon können sollte. Der Kopf wird in Überstreckung gehalten und der Körperschwerpunkt liegt sehr weit cranial.

Bei M. habe ich entlang der Wirbelsäule, das Zwerchfell und den Mm. sternocleidomastoideus mit der Matrix-Rhythmus-Therapie behandelt. Es war das erste Mal, dass M. während der ganzen Säuglingsbehandlung nicht gespuckt hat. Nach der Behandlung sieht man in Rückenlage, dass M. viel gerader liegt. In der Bauchlage übernimmt er mehr Gewicht auf die Arme, dazu sind die Ellbogen weiter nach vorne gewandert, wie es in seinem Alter sein sollte.

Die Wirbelsäule ist gestreckter, der Kopf kann besser getragen werden und der Schwerpunkt ist weiter in Richtung Becken verlagert.
Fazit:
Inzwischen kommt die Matrix-Rhythmus-Therapie bei fast allen Säuglingsbehandlungen in meiner Praxis zum Einsatz. Das Matrixmobil als Unterstützung dazu kann den Behandlungszeitraum meist im Vergleich zur Behandlung ohne Matrix verkürzen.
(Erstveröffentlichung im Delphin Netzwerk)
Weiterführende Artikel:
Hier lesen Sie auch über den Einsatz der Matrix-Rhythmus-Therapie bei Kindern:
Matrix-Rhythmus-Therapie in der Logopädie z.B. Baby mit SMMCI-Syndrom,
sowie dem weiterführenden Artikel „Matrix-Rhythmus-Therapie bei Kindern„