Zwei, die zusammenpassen: Spiraldynamik ® und MaRhyThe ®

Interview vom 21.03.2017 mit Christian Heel, Dozent

Christian Heel

Christian Heel lernte schon während seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten die Spiraldynamik ® kennen. Sie überzeugte ihn so sehr, dass er bereits im Alter von 24 Jahren als Dozent und Ausbilder tätig war. Ausbildung und Beratung gehören heute zu seinen Hauptaufgaben. Doch sehr gerne arbeitet er auch mit Patienten. Einmal, weil es ihm persönlich sehr viel Freude macht, zum anderen, weil Forschung und Weiterentwicklung nur durch Erprobung in der Praxis Sinn macht. 2015 lernte er Dr. Ulrich Randoll und die Matrix-Rhythmus-Therapie kennen. Nach intensiven Fortbildungen bei ihm, unterrichtet er heute die Spiraldynamik ® und MaRhyThe ® als Dozent. Christian Heel ist Co-Autor des Buches „Das neue Denkmodell in der Physiotherapie“.

 

Zwei Methoden mit demselben wissenschaftlichen Hintergrund

Dr. Christian Larsen sagte auf dem Matrix Kongress 2016 auf Ischia, dass die Spiraldynamik ® wahnsinnig gut zur Matrix-Rhythmus-Therapie passt. Warum ist das so?

Christian Heel:

Im Grunde genommen spielen hier zwei Sachen eine Rolle. Erstens ist der theoretische Hintergrund komplementär. Bei der Spiraldynamik ® überlegen wir uns die Kinematik, die Organisation des Körpers im Raum und in der Bewegung, also das Handfeste, Sichtbare. Unser Ansatz: Wie ist es wirklich physiologisch? Wie ist das Ganze anatomisch gedacht, so dass die natürlichen Gesetzmäßigkeiten des Körperbaus in der Bewegung Beachtung finden.

Therapeuten bei der Fortbildung „Kombination von MaRhyThe und Spiraldynamik“

Demgegenüber macht die Matrix-Rhythmus-Therapie genau das Gleiche auf Mikroebene im Körper und verfolgt vom Ansatz dasselbe naturwissenschaftliche Prinzip. Doch nicht nur der theoretische Hintergrund ist komplementär. Die Matrix-Rhythmus-Therapie ist ein echter Gewinn. Sie wirkt auf einer Ebene, auf die wir sonst direkt nicht so einwirken können.

Genauso umgekehrt – was durch die MaRhyThe ® passiert oder unterstützt wird, das können wir nachhaltiger verankern in der Bewegungsschulung. Das ist das Sahnehäubchen.

Ein Beispiel: Wenn es in der Spiraldynamik ® um Lernen geht, dann ist der erste Schritt, dass die Menschen die Theorie verstehen. Damit eine Neuorganisation des Bewegungsmusters gelingt, erklären wir ganz genau, wie die Bewegung anatomisch richtig ist und warum. Im zweiten Schritt müssen sie fühlen. Praktisch zeigen wir ihnen, wie es geht.

Mit der Matrix-Rhythmus-Therapie ist beides kombinierbar. Ich kann mit der MaRhyThe ® im Körper arbeiten und gleichzeitig den Körper so bewegen, wie ich ihn brauche. Dabei kann ich den Patienten spüren lassen, was jetzt bewegungsmäßig passiert. Ich kann also die Matrix-Rhythmus-Therapie so in der Patientenarbeit einsetzen, dass sie zeitneutral wirkt und erziele gleichzeitig einen zusätzlichen Therapieeffekt.

Die Patienten kommen wegen der Spiraldynamik ® zu uns – wir bieten ihnen mit der Matrix-Rhythmus-Therapie einen zeitneutralen Zusatznutzen – das ist ein echter Mehrwert.

Schmerz und Spannung behindern die Körperarbeit

Jedes ihrer fünf Medizinischen Center in der Schweiz setzt die Matrix-Rhythmus-Therapie ein. Können Sie uns sagen, wann sie aus Ihrer Sicht immer zum Einsatz kommt?

Christian Heel:

Immer wenn ein Mikrozirkulationsproblem besteht. Immer wenn Schmerz im Spiel ist. Vielmehr wenn wir merken, dass der Körper unter so großer Spannung steht, die sich nicht einfach lösen lässt. Dann setzen wir sie auch ein. Denn das ist das, was unsere Arbeit behindert: Schmerzen und Spannung!

Schmerz und Spannung behindern die Körperarbeit. Der erste Schritt vor der Behandlung ist die richtige Lagerung. Dann wird die Muskulatur in der Dreh- und Dehnbewegung behandelt.

Man kann die Matrix-Rhythmus-Therapie auch durchaus schmerzunabhängig, rein zur Unterstützung des ganzen Lern-Bewegungsprozesses integrieren und verwenden. Dazu gibt es mittlerweile auch Patienten, die genau wegen der MaRhyThe ® kommen. Noch nicht die große Vielzahl, aber es spricht sich herum.

Eine spezielle Rolle spielt die Matrix-Rhythmus-Therapie noch bei zwei anderen Gruppen. Erstens bei unseren ausgebildeten Fachkräften, den Therapeuten und Bewegungspädagogen, und zweitens bei Hochleistungssportlern.

Wenn jemand, der unsere Arbeit kennt und praktiziert, jemand der sich gut bewegt, ein gesundheitliches Problem bekommt, dann wird es eher schwieriger, als einfacher. Denn Bewegungsoptimierung ist bei diesen Menschen schon ein Stück weit ausgeschöpft. Sie kennen ihren Körper aus dem FF und wissen, wie sie sich optimal bewegen. Hier ist jetzt die Matrix-Rhythmus-Therapie ein echter Mehrwert um schnell aus den Schmerzen wieder in die Beweglichkeit zu kommen.

Patienten von jung bis alt

Herr Heel können Sie uns erzählen, wer ihre Patienten sind? Wer kommt eigentlich alles zur Spiraldynamik ®? Was sind die Beweggründe?

Christian Heel:

Kursteilnehmer üben wie sie die Matrix-Rhythmus-Therapie im Einklang mit den Prinzipien der Spiraldynamik anwenden.

Vom Sportler/Beweger, der sich noch optimieren will, bis zum Patienten, der eine echte Leidensgeschichte mitbringt und schon alles probiert hat. Von jung bis alt. Somit bedient die Spiraldynamik ® das ganze Spektrum.

Eltern kommen mit ihren Kindern, wegen Haltungsschwächen und anderen Problematiken. Ältere Menschen, „die Golden Oldies“, sind heute in der Regel rüstig und fit und wollen in sich investieren und optimieren.

Doch wir haben auch ältere gebrechliche Menschen, die sich eine Verbesserung ihrer Situation erwarten. Über alle Altersstufen hinweg würde ich sagen, dass der durchschnittliche Patient 50 Jahre alt ist.

Herausragende Erfolge der Spiraldynamik ®

Wenn Sie so zurückdenken, Sie haben ja jetzt doch sehr viele Jahre Erfahrung, welche Ergebnisse und Erfolge, die Sie persönlich erlebt haben, sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Christian Heel:

Es gibt immer so Erfolgsgeschichten, die man vorher nicht erwartet hat.

Beispielsweise, ein Mann, gut 50 Jahre alt, kein wirkliches Bewegungstalent, hatte massive Knickfüße, so dass im Gewölbe der höchste Punkt unten Hornhaut hatte, weil er am Boden stand. Er hatte immer orthopädische Schuhe getragen, seit seiner Kindheit und der hat das in drei Monaten hinbekommen!

Bei der Fortbildung wurden auch Fußbeschwerden thematisiert. Unter anderem ging es darum, dass auch nach einer Hallux Valgus OP die Fehlstellung wieder zurückkehren kann. Die Betroffenen können aber durch Übungen erfolgreich dagegen wirken. Am besten natürlich vor einer OP.

Ebenfalls ein herausragendes Beispiel ist eine Therapeutin der Spiraldynamik ®, in den 60ern. Sie hatte eine Knie Arthrose Grad 4. Das heißt kein Knorpel mehr auf den Knochen, mit Schmerzen und Beinachsenfehler. Ich habe ihr geraten, wenn sie Schmerzen hat, soll sie sich operieren lassen, das gibt nochmal Lebensqualität. Doch sie hat sich gegen die Operation entschieden und geübt. Ein Jahr später habe ich sie getroffen, mit leuchtenden Augen. Ihre Beine waren deutlich gerader und ihre Schmerzen waren weg. Da fragte ich sie, wann denn der Zeitpunkt war, als die Schmerzen weg waren. Sie hat gesagt, das war an dem Tag, als sich die Muskelspannung umstrukturiert hat. Sie konnte das ganz genau fühlen.

Wenn der Körper lernt, mit seinen Muskeln in ein neues Muster zu ziehen, dann sind diese ungünstigen Druckbelastungen weg im Gelenk. Deshalb kann schmerzfrei bewegen wieder gelingen, auch ohne Operation.

Selektive Vorfußbewegungen – lernen und üben mit der Spiraldynamik ®

Noch ein Beispiel aus meiner Praxis gestern. Ich habe das letzte Jahr eine Frau mit Vorfußschmerzen betreut. Das Problem beim Vorfuß: Es ist oftmals ein langer Weg, die ganzen Muskeln im eigenen Körpersystem wieder zu finden und anzuspannen. So oft es geht muss man üben, die Muskeln selektiv zu bewegen und dabei lernen, sie im Gehen so zu gebrauchen, wie dies von Natur aus gedacht ist.

Gestern kam sie und hat nach dieser langen Zeit gesagt: Jetzt ist es gut! Was hat den Unterschied gemacht?

Auf diesen Abbildungen fehlt die Muskulatur – Genau über unsere Muskulatur können wir aber die Fehlstellungen beeinflussen. Wenn man gelernt hat, die Muskeln klar und deutlich anzusteuern, lassen sie sich trainieren und kräftigen.

Vor circa zwei bis drei Monaten hatte sie gelernt, die Vorfußmuskeln effektiv anzusteuern. Danach hat sie zwei Monate lang unter Belastung Kraft trainiert. Mehr Kraft bedeutet mehr Schutz für den Fuß und der Schmerz ist weg.

Das ist genauso wie es im Lehrbuch steht, oder? Der Körper kann mehr Belastung nur aushalten, wenn er mehr hält. Das heißt gleichzeitig, dass die Strukturen einfach mehr Kraft haben müssen, sie brauchen mehr Halt.

Es war eine tolle Leistung, die diese Patientin erbracht hat. Beim Vorfuß ist es ein langer Weg. Es braucht Zeit und Geduld, aber es lohnt sich. Während dieser Zeit konnte die Frau bereits streckenweise ohne Schmerzen gehen. Sobald sie aber länger belastet hat, kam der Schmerz wieder. Jetzt hat sie es geschafft! Sie sieht und fühlt den Unterschied und ist happy.

Es gibt für diesen Prozess keine Abkürzung. 90 Prozent aller Menschen sind nicht fähig, selektive Vorfußbewegungen assistiv auszuführen, sprich mit manueller Hilfe des Therapeuten. Trainieren und kräftigen lassen sich Muskeln erst, wenn man gelernt hat, sie klar und deutlich zu aktivieren, also anzusteuern. Dafür heißt es lernen und üben.

Was steckt hinter Gesundheit?

Bewegung und lebenslanges Lernen – das sind zwei Dinge, die unbedingt zusammengehören und uns auch das ganze Leben begleiten sollen. Wie ist das bei Ihnen persönlich Herr Heel? Sie sind schon immer Sportler gewesen, haben sich immer sehr viel bewegt. Hatten Sie auch falsche Bewegungsmuster?

Christian Heel:

(lacht). Ja! Im Alter von 20 Jahren hatte ich deformierte Füße und relativ häufig Rückenschmerzen.

Mittlerweile sind meine Füße wieder „in Form“ und der Rücken schmerzt nur noch selten.

Abschließend noch die Frage: Was machen Sie selbst präventiv? Was bewegt Sie?

Christian Heel:

Gesund leben, interessiert mich. Mich interessiert auch die innere Entwicklung und die geistige Entwicklung, was steckt hinter Gesundheit. Ich bin jemand der viel Interesse am Globalen und seinen Zusammenhängen hat.

Meine Hobbies sind alles was mit Natur und Sport zu tun hat. Klettern, Skifahren, Skitouren, Wandern… Ich bin Bergführer und leidenschaftlicher Bergsteiger. Ich fahre Kanu, und liebe es mit meiner Familie auf dem Fahrrad die Welt zu erkunden.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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